Sauvignon Black

GERHARD JOSEF WOHLMUTH

Von einem der auszog, jeden Donnerstag Abend wieder nach Hause zu fahren. Weil ein Familienweingut eben ein Familienweingut ist, und sich die Natur nicht an Stundenpläne hält.

Gerhard Josef Wohlmuth pflegt einen etwas anderen Stil als sein Vater. Bei ihm ist das Schwarz reduzierter, weniger strikt, mischen sich auch dezente Braun- und Grüntöne darunter. Für Gerhard Wohlmuth, dem Senior, käme das nicht infrage. Er kleidet sich seit je mit Vorliebe wie sein Lieblingssänger. Wie Johnny Cash, der Man in Black. Schwarzes Hemd, schwarze Hose. Eine Konsequenz, die eine klare Haltung widerspiegelt, wie sie letztendlich auch im Wein der Wohlmuths zu finden ist.

Dass sich ein Weinbauer aus dem südsteirischen Kitzeck-Sausal einst einen Country-Sänger aus Kingsland, Arkansas zum Vorbild nahm, zeigt, dass der Familie Wohlmuth die weite Welt immer schon sehr wichtig war. Vater und Sohn Wohlmuth haben hierzu auch im Weinhandwerk ihre Erfahrungen gemacht. Jeder für sich, jeder mit anderen Schlüssen. Gerhard auf Weingütern in der Pfalz und im graubündischen Malans. Gerhard Josef Jahrzehnte später in Neuseeland und Südafrika. 

Von überall brachten sie neue Eindrücke mit nach Hause. Darunter auch die Erkenntnis, hier im Sausal tatsächlich über Einzigartiges zu verfügen. Über etwas, das ihnen die Arbeit in den ohnehin steilen Hängen ihrer Weingärten zwar schwerer, aber auch besonders macht – der Schieferboden. Besser gesagt, die Schieferböden. Liegen doch in den Lagen um Kitzeck-Sausal verschiedene Typen eng beieinander. Roter, dünnblättriger Schiefer neben blau-schwarzem, kompakterem Schist. Von den vielen Quarzeinschlüssen gar nicht zu reden.

„Schiefer bedeutet uns alles“, hält auch Gerhard Josef Wohlmuth mit der Wahrheit nicht lange hinter dem Berg. „Er gibt“, sagt er „dem Wein eine einmalige Würzigkeit und kühlen Charakter.“ Ideale Voraussetzungen für das Spannungsspiel von Kühle und Wärme, wie er es in seinen Weinen wiedergeben will. Und auch tut. Täglich ab spätestens sechs Uhr morgens. Der dreifache Familienvater ist nämlich praktizierender Frühaufsteher. 

Es ist nicht unbedingt Sinn der Sache, sich in einem Familienweingut einen eigenen Namen zu machen. Schon gar nicht in dem der Wohlmuths, das auf 1803 zurückgeht. Durch den Qualitätsdrang von Gerhard Wohlmuth zählt es seit den 1980er-Jahren durchgehend zu den zuerst genannten Betrieben der Steiermark. Gerhard Josef ist es trotzdem gelungen, das Schaffen des Vaters evolutionär fortzuführen. Mit durchaus eigener Handschrift.

„Bezüglich der Verantwortung war der Vater großzügig“, sagt er. „Die hat er mir im Keller schon mit 19 übertragen. Enttäuschen durfte ich ihn halt nicht. Weil das Qualitative immer das oberste Credo war.“ Ein Studium in Wien bricht Gerhard Josef nach zwei Jahren erfolgslos ab. Weniger wegen der vielen Konzertbesuche, die in dieser Zeit auch stattfanden, sondern wegen dem Arbeitsrhythmus in einem Familienbetrieb. Jeden Donnerstag Abend ging es für ihn heim nach Kitzeck, um Freitag und Samstag im Betrieb mitzuhelfen. Das fiel ihm manchmal nicht leicht, aber selten wirklich schwer. Mit der Verbundenheit zu Grund und Boden, zu den steinigen, steilen Weinlagen, mit der Selbstverständlichkeit mühsamer Handarbeit und den Kapriolen des Wetters ist er aufgewachsen. Anders kennt und will er es bis heute nicht.

„Der Pinotage ist nicht mein Boss, aber wenn er spricht, dann höre ich zu“, zitiert er einen Spruch, den er auf dem T-Shirt eines Erntehelfers in Südafrika gelesen hat. Für ihn heißt das: „Die Natur gibt dir vor, wie der Wein zu schmecken hat. Du musst es nur zulassen.“ Gerhard Josef Wohlmuth praktiziert das mit Erfolg. Bei der Hauptsorte Sauvignon Blanc, die durch sein Zutun einen weithin beachteten, weiteren Feinschliff erfuhr. Aber auch bei der lokalen Renaissance des Rieslings aus den Lagen Edelschuh, Gola, Steinriegl und Dr. Wunsch. 

Studiert hat er dann übrigens noch ein weiteres Mal – und die Ausbildung Weinbau, Önologieund Weinwirtschaft mit 26 erfolgreich abgeschlossen. Das mit den Konzertbesuchen geht hingegen weiter. Auch Gerhard Josef Wohlmuth hat einen Lieblingssänger mit vorwiegend schwarzer Kleidung. Seiner heißt Nick Cave.

„Schiefer
bedeutet uns
alles.”

RIED STEINRIEGL
46°48'37.1"N 15°51'56.2"E

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