Phönix aus
dem Vulkanland

FRAUWALLNER

Walter Frauwallner hat in kurzer Zeit schon manche langen Wege zurückgelegt. Als Orientierungsläufer und als Winzer. Heute weiß er, was ihm wichtig ist: die Eigenständigkeit. 

Da ist es wieder, dieses feine, fast unmerkliche Lächeln. Walter Frauwallner setzt es nicht bewusst ein. Manchmal taucht es während des Redens ganz von alleine auf, verbunden mit einem in die Ferne gerichteten Blick. Es vermittelt dann am eindrücklichsten, wie arbeitsreich und vollgepackt die zurückliegenden Jahre in Wirklichkeit waren.   

Wer so tief aus dem Inneren lächelt, der hat prägende Momente vor Augen, mehr als in Sätze passen, oder in die Erzählung der Jahre. Wer Frauwallner dabei beobachtet, versteht besser, was es mit einem macht, der inmitten der Frostschäden des Katastrophenjahres 2016 auf seiner Lage Buch steht, hektisch Hagelnetze montierend, um von der Ernte zu retten, was noch zu retten ist. Es macht ihn im Nachhinein glücklich, weil er damals Stand gehalten hat, bei seiner Vorstellung von Wein geblieben ist. Allen Versuchungen und Nöten zum Trotz.

„Das war“, sagt er, „kein Nachteil, durchgehalten, nichts zugekauft zu haben. Obwohl es wirtschaftlich geboten gewesen wäre. Aber wenn man eine Vision hat, bringt es nichts, rechts oder links abzubiegen, man muss geradlinig weiterziehen.“

Nicht falsch abbiegen, seiner genauen Vorstellung folgen – das hat Walter Frauwallner schon früher voran gebracht. Ehe er sich voll und ganz für das Weinhandwerk entschied, war er in jungen Jahren Orientierungsläufer. „Das habe ich geliebt“, sagt er, „in der Natur draußen laufen, Karten lesen.“ Den Lauf auf die Siegertreppe bei Wettbewerben hat er für einige Zeit dann auf die Bewertungen seiner Weine übertragen. Im Sinne einer Wertschätzung für das Produkt, wie er sagt. Das wurde bald von anderen Gedanken überlagert: „Anders will ich sein, eigenständig, nicht austauschbar.“

Frauwallner weiß heute, dass eines ohnehin zum anderen führt. 2008 hat er es zum ersten Mal erlebt. Der Gault MillauÖsterreich kürte ihn damals ob seines 2006 Morillon Ried Buch zum „Weintalent des Jahres“. Ein Aufstieg wie Phönix aus den tiefgründigen, basalthaltigen Böden des Vulkanlands, war es doch erst sein fünfter Jahrgang überhaupt. Das elterliche Weingut in Karbach bei Straden hatte er 2002 im Alter von 21 Jahren übernommen. Vorher war es ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb, der Weinanbau beschränkte sich lange auf wenige Hektar. 

Um zu verstehen, wie das gelingen kann, binnen kurz, mit der eigenen Vorstellung von Wein bei sowohl Publikum als auch Preisrichtern erfolgreich zu werden – und zu bleiben –, landet man bald bei der Verbindung des Weinbauerns mit seinem Boden. Mit Buch verfügt Frauwallner über eine Lage, die ihm und seiner vierköpfigen Familie nicht nur zum Wohnort wurde, sondern auch sonst viel mit seiner Persönlichkeit zu tun hat. Es ist eine Lage der leisen Töne, auf mittlerer Höhe, mit Süd- und Südwestneigung, auf drei Seiten von Wald geschützt. Von der Terrasse des Hauses geht der Blick auf den Weinbauort Straden, dessen Kirchtürme heute verschwommen in den milchigen Himmel ragen.

So wenig sich Buch auf den ersten Blick als herausragende Lage aufdrängt, so nimmt sich auch Frauwallner zurück, wenn er über sein Handwerk spricht. Die günstigen Voraussetzungen des Bodens hebt er hervor, das Tiefgründige, die Mineralik, die sehr gute Wasserspeicherung. Dass ihn seine Frau Petra im Weingut unterstützt, wodurch er mehr Zeit für die Weingärten hat, gehört ebenfalls erwähnt. Sich selbst charakterisiert er als Begleiter. „Wir haben“, sagt er, „unseren eigenen Weg, wie wir den Wein von der Traube in die Flasche begleiten.“ Als ginge das praktisch von selbst, ohne angewandtes Wissen und die sprichwörtliche Hand für eine Sache. 

Dem ist natürlich nicht so. Frauwallner lässt halt lieber seine Weine für sich sprechen. Darin ist schließlich alles enthalten, was sich über Sonne und Laubarbeit, mehrfache Lesgänge und längere Maischestandzeiten sagen lässt. Auch im Jahrgang 2016. Dem Frostjahr. Der wenige Sauvignon Blanc Buch, den Frauwallner mit Hilfe der Hagelnetze doch noch gewinnen konnte, macht ihm bis heute Freude. „Er hat grüne Einzüge, eine ganz eigene Aromatik, wie du sie nie wieder haben wirst. Ein einzigartiger, cooler Wein.“

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